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Dr. Walter Beyer feiert seinen 90. Geburtstag
Weggefährten loben Engagement, Weitblick und Fachwissen des Jubilars
Alle drei noch lebenden Altlandräte des Kreises Birkenfeld feiern in diesem Jahr runden Geburtstag: Dr. Walter Beyer den 90., Wolfgang Hey und Dr. Ernst Theilen den 70.
GOLLENBERG. In beeindruckender geistiger Frische begeht Dr. Walter Beyer am heutigen 11. Januar seinen 90. Geburtstag. Ein Vierteljahrhundert lang, von 1957 bis 1982, stand der gebürtige Rheinhesse als Landrat an der Spitze des Kreises Birkenfeld. Für ihn war es "das schönste Amt, das der Staat zu vergeben hat".
In der Tat war es noch ein staatliches Amt, denn der Ministerpräsident berief die Landräte. Ehe der Kreisausschuss die kommissarische Bestellung des 37-Jährigen billigte, zitierte der Abgesandte des Landes aus der Beurteilung des Landrats von Bingen: Dieser beschrieb den Regierungsrat, der zugleich als Erster Kreisdeputierter wirkte, als "klugen Beobachter und Mann mit Weitblick und Initiative, der ein großes Verständnis für politische Aufgaben hat".
Anders als SPD, CDU und Bauernliste, die sich nach dem Tod von Landrat Jakob Heep (SPD) wieder für einen Sozialdemokraten aussprachen, tendierten FDP und Wählergruppe Lind zu einem Parteilosen. Doch schon im ersten Halbjahr gelang es dem Familienvater, fraktionsübergreifend das Vertrauen des Kreistags zu gewinnen: Bei einer Enthaltung stimmte das Gremium der endgültigen Ernennung zu.
Für die CDU lobte Dr. Paul Brenner, "dass er zu allem, was er dem Kreisausschuss bisher vorlegte, seine eigene Meinung vortrug und nicht zuvor die Auffassung der Mehrheit sondierte". Dies beweise, "dass wir es mit einer Persönlichkeit zu tun haben, die weiß, was sie will - das umso mehr, als es nahegelegen hätte, einer Mehrheit zu imponieren, die ihn einmal bestätigen soll".
Mit Fachwissen, Führungsqualitäten und Engagement lenkte der Mann "von überragender Intelligenz und Bildung", wie ihn der langjährige SPD-Fraktionsvorsitzende Ludwig Adam charakterisierte, souverän die Geschicke des Landkreises Birkenfeld. Schulen, Infrastruktur und regionale Identität bildeten inhaltliche Schwerpunkte. Dem Verein für Heimatkunde und dem Heimatkalender drückte er seinen Stempel auf, widmete sich mit Herzblut der Restaurierung der Burg Lichtenberg, die 1969 an den Kreis Kusel fiel.
Akzente setzte er auch als Vorsitzender des Kreisvolksbildungswerks und des DRK-Kreisverbands. Bereits in seinem Heimatort Westhofen bei Worms hatte er sich ehrenamtlich engagiert, etwa in der Gemeinde- und in der Kreispolitik und als Gründer des VdK-Ortsvereins. Seine Beinamputation im Zweiten Weltkrieg habe seine Leistungsfähigkeit nie beeinträchtigt, attestieren ihm seine Weggefährten. Von seinem Scharfsinn hat der promovierte Volkswirt bis heute nichts eingebüßt. In der Literatur befindet sich der Herr über eine Bibliothek mit mehr als 6000 Titeln ebenso auf der Höhe der Zeit wie in der Politik. Nach seiner Überzeugung ist es heute "weitaus schwieriger geworden, Landrat zu sein": Urwahl auf acht Jahre statt Einsetzung auf Lebenszeit, weniger Respekt vor dem Amt und die allgemeine Tendenz zu Gegenbewegungen hätten die Rahmenbedingungen verschärft.
Darüber hinaus erinnert Beyer daran, dass der Kreistag "früher nur zweimal im Jahr zusammentrat, während der Kreisausschuss alle vier Wochen eine ganztägige Sitzung abhielt". Schon damals sei "gut die Hälfte der Arbeitszeit durch unergiebige Termine" verloren gegangen, meint der begeisterte Skatspieler, der nach 28 Jahren im Ruhestand keine Langeweile kennt.
Karsten Schultheiß
Langeweile ist für ihn ein Fremdwort: Die Bibliothek von Dr. Walter Beyer umfasst mehr als 6000 Titel. Auch politisch ist der ehemalige Landrat stets auf der Höhe der Zeit.
vom Montag, 11. Januar 2010, Seite 18